Es gibt Sätze, die wir im Coaching öfter hören. Einer davon ist uns kürzlich wieder begegnet:
„Mein Kopf ist mit so vielen Dingen ständig und gleichzeitig beschäftigt, da geht einfach manchmal etwas verloren.“
Dieser Satz kam, nachdem ich meinen Klienten gefragt habe, wie er sich auf das anstehende Gespräch mit seinem künftigen Vorgesetzten vorbereitet hat bzw. vorbereiten will. Er hatte bislang noch gar nicht darüber nachgedacht. Und berichtete stattdessen von seinem Gedankenkarussell. Den beschriebenen Zustand kennen wir wahrscheinlich alle: da warten 350 Emails auf Bearbeitung, mehrere enge Mitarbeiter und Kollegen erwarten einen Rückruf, die neue Projektliste hat mehrere rote Ampeln und heute Nachmittag findet die Budgetrunde erstmals in veränderter Form statt und die 50 Seiten PowerPoint dazu haben Sie noch gar nicht gesichtet. Wo sollen Sie anfangen, wenn klar ist, dass Sie sowieso nicht fertig werden?
Zu diesem Thema führe ich gerne ein in den zweiten Baustein in meinem Präsenzmodell, die Gegenwärtigkeitskompetenz, und deren Bedeutung für Präsenz und Wirkung nach innen und nach außen. Bei der Gegenwärtigkeitskompetenz geht es darum, Ihren Kopf und dessen ständigen Film zu lenken, zu fokussieren und manchmal auch zu beruhigen. Es geht zu Beginn darum, absolut im Moment zu sein, 100% im Jetzt. Nicht in Gedanken an gestern oder vorgestern und auch nicht bereits gedanklich zwei Meetings weiter, sondern genau hier und jetzt und mit diesem Menschen und genau zu diesem Thema, um das es gehen soll. Als würden Sie in Ihrem Kopfkino den Slowmotionschalter betätigen oder heranzoomen an diesen Moment.
Testen Sie die Wirkung einmal von der anderen Seite, indem Sie anderen zusehen oder sich klarmachen, dass die Menschen, die wir als besonders präsent erleben, genau das können und auch tun: Sich einlassen auf den Moment, sich genau auf ihr Gegenüber fokussieren, den Eindruck vermitteln, dass sie genau auf uns und genau auf diesen Moment jetzt gewartet haben, uns begeistern mit einem Lachen, mit einem treffenden Satz oder mit einer Offenheit oder einer Gelassenheit, die einem den Atem nehmen kann. Das ist Präsenz. So fängt Präsenz an. Mit der Aufmerksamkeit, der Konzentration auf den Moment. Und das können andere spüren. Denn bei der Präsenz geht es vor allem um drei Dinge: Aufmerksamkeit, Fokus und Energie. Das sind die Zutaten, für eine gelungene Präsenz nötig sind: Aufmerksamkeit für das, was im Moment eben passiert. Genau darauf den kompletten Fokus zu legen. Und alle Energie, die wir von innen nach außen transportieren können, in genau diesen Moment geben.
Besonders herausfordernd wird es, wenn unter Druck geliefert werden muss, wie oben beschrieben, gleich ob auf der Bühne, im Wettkampf, in der superwichtigen Präsentation, im jährlichen Meeting mit den Investoren, vor dem Vorstand, vor dem Aufsichtsrat oder einem größeren Auditorium. Mein Versprechen an Sie ist: wenn Sie diesen drei Zutaten – Aufmerksamkeit, Fokus und Energie – genügend Zeit widmen und auch immer wieder daran üben, wird das eintreten, was alle als wünschenswerten Zustand bezeichnen: nämlich den Flow zu spüren, sich seiner eignen positiven Wirkung bewusst zu werden, sich geradezu in einer Aufgabe zu vergessen und dabei zu merken, dass Sie es richtig gut machen, dass Sie ankommen bei anderen und dass Sie Einfluss nehmen können… genau das wird sich nicht vermeiden lassen, wenn Sie in diesem Sinne gegenwärtig sind.
Ein guter Beginn für jede Übung in Gegenwärtigkeit ist die Selbstbeobachtung. Bei welchen Tätigkeiten vergessen Sie die Zeit? Warum ist das so? Was wird für Sie dann erfüllt? Wann fühlen Sie sich besonders wirksam? Welche Technik beherrschen Sie, um sich für den Moment einzustellen? Erweitern Sie Ihr Repertoire dazu! Lernen Sie, wie Sie Ihre Energie steuern und Ihren Fokus lenken können. Der erste Schritt ist Ihre Aufmerksamkeit für dieses Thema…Viele weitere Übungen dazu finden Sie in unserem Buch „Führen mit Präsenz“.