Schon im Blog #11 haben wir die Experimentierkompetenz hervorgehoben. Weil unsere Corona-Zeit die Welt in einen großen Übungsraum verwandelt hat, soll es heute noch einmal darum gehen. Der typische Satz, den wir dazu im Coaching öfter hören, ist uns kürzlich wieder begegnet:
„Ich weiß genau, was zu tun wäre – aber ich mache es einfach nicht.“
Die fünfte Kompetenz im Präsenzmodell ist die Experimentierkompetenz. Nach allem Reflektieren, allen guten Vorsätzen, allen Analysen und Dokumentationen zum Problem, nach Diskussionen mit sich selbst und anderen und ersten Einsichten muss immer eine Entscheidung für ein Verhalten getroffen werden. Alles taugt nichts, wenn wir nicht irgendwann „den Rubikon überqueren“ und handeln. Das unterscheidet diejenigen, die vorangehen, die etwas aus sich machen, die immer wieder etwas Neues beginnen, die überdurchschnittlichen Erfolg haben, von denen, die stehen bleiben, zögern, hadern, nichts verändern wollen, ängstlich und risikoavers sind. Eine Entscheidung für etwas zu treffen und sich damit auch zu zeigen, das ist ein wesentlicher Teil von Präsenz und dafür braucht es Experimentierkompetenz.
Die Psychologie hat für das Phänomen, dass wir manchmal nicht entscheiden, drei Gründe ausgemacht: Entweder erledigen wir die notwendigen Dinge aus Faulheit nicht, weil wir uns sonst aufraffen müssten, weil es uns Mühe und Anstrengung kostet oder vielleicht etwas Liebgewonnenes aufgegeben werden muss. Der zweite Grund ist Feigheit. Wir handeln nicht, weil wir uns dann aus unserer Komfortzone hinausbegeben müssten, weil wir uns zeigen und eindeutig Farbe bekennen müssten. Der dritte Grund ist Fixierung. Wir handeln nicht, weil wir uns in keiner anderen Welt sehen können als in der, in der wir uns gerade bewegen und weil wir auf gar keinen Fall etwas an unserem mühsam aufgebauten System verändern wollen. Kurz gesagt: Entweder sind wir einfach nicht bereit für den Wunsch oder das Ziel. Oder es ist uns nicht wichtig genug.
Die Experimentierkompetenz umfasst im Kern das Training von Mut und Risiko, denn hingegen aller landläufigen Meinungen ist Mut keine angeborene Verhaltensweise oder ein Gen, sondern eine erlern- und trainierbare Kompetenz, die unmittelbar auf Ihre Präsenz einzahlt. Und die Antwort auf die Frage, wie Sie das nun machen könnten, ist leicht und macht meistens auch noch Spaß:
- Spielen Sie, egal was. Frisbee im Park, Fußball mit Kollegen, Bridge oder Badminton, Mau-Mau oder Vier gewinnt mit Ihren Kindern. Es ist wichtig für uns alle, Dinge ohne Zweck zu tun und uns darin auszuprobieren. Kultivieren Sie dabei eine spielerische Haltung und sehen Sie dies niemals als vertane oder nutzlose Zeit an.
- Üben Sie sich immer wieder darin, in Ihrem Alltag und in Ihren Routinen andere Wege zu gehen, sprichwörtlich: Sie nehmen immer den gleichen Weg zur Arbeit, dann heute bitte einen anderen. Putzen Sie sich mit links die Zähne statt mit rechts. Gehen Sie in der Mittagspause spazieren oder machen Sie etwas anderes als sonst. Probieren Sie eine neue Eissorte oder ein neues Hobby – Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Versuchen Sie, sich in einer „Ja-Haltung“ zu üben und vermeiden Sie in jedem Falle die „Ja, aber“-Reaktion. Nehmen Sie Vorschläge von anderen aus dieser Haltung heraus an und beobachten Sie, wie sich das auswirkt.
Entscheiden Sie sich direkt für ein bisschen mehr Experimentieren und legen Sie am besten noch heute los!